Der Krieg Mieter gegen Vermieter

In Deutschland herrscht ein absurder Kriegszustand. Ganz normale Bürger fordern Enteignungen und rufen Parolen wie »Wohnrecht ist ein Menschenrecht« und »Paläste für alle«.
Mehr als 40000 Menschen gingen gegen die Wohnungsnot und zu hohe Mieten in Berlin auf die Straße. Ein Volksentscheid wurde initiiert, um Wohnungsgesellschaften zu enteignen. Hiervon betroffen ist unter anderem die Deutsche Wohnen, der größte Privatvermieter in Berlin mit ca. 110.000 Wohneinheiten.


Der Häuserkampf 2.0 ist bürgerlich

Die Mehrheit in unserem Land ist auf der Seite der gegen die Mieten protestierenden Berliner. 46 Prozent der zu diesem Thema von Emnid befragten Deutschen fordern eine Enteignung der Immobilienkonzerne, wenn sie zu hohe Mieten verlangen - nur vierzig Prozent waren gegen diese Maßnahme. Und alle scheinen sich einig zu sein: Die raffgierigen Kapitalisten sind schuld.
»Mit welchem Recht hat jemand mehr als 20 Wohnungen?«, fragt Kevin Kühnert, Vorsitzender der Jungsozialisten (Jusos). Ein Mitglied der Linken sagt, dass Vermieter das Wohnen zum Luxus macht und eine Enteignung zwar hart sei, aber fair. Und ein Vertreter der SPD beschwört sogar ein »halb kriminelles Verhalten« der Vermieter.

 

Wer soll den Wohnraum besitzen?

Was ist an diesen Vorwürfen haltbar? Wem gehören die Häuser - denen, die zur Miete in ihnen wohnen? Sind 9,30 warm pro Quadratmeter in Berlin-Mitte tatsächlich »kriminell«? Wie sinnvoll ist es der Ansatz, Wohnraum grundsätzlich in städtische und »gemeinwohlorientierte« Hand zu übertragen?

Und: Wer Vermieter pauschal enteignen will, der nimmt auch den kleinen Wohnungsbesitzern ihr Hab und Gut weg. So weit gehen letztlich in Ihrer Anregung der Grünen-Chef Robert Habeck und der SPD-Linke Ralf Stegner. Aber die Pauschalisierung ist nicht seriös, weil sie die Fakten außer Acht lässt. Wer hat denn tatsächlich die akute Wohnungsnot in den Metropolen zu verantworten und wie lässt sich das Problem in der Realität (und nicht am Stammtisch) am ehesten lösen?

 

Der Mietdruck in den Ballungszentren bleibt hoch

Niemand würde es leugnen, dass die Wohnungsnot in den Ballungszentren tatsächlich dramatische Ausmaße angenommen hat. Immobilienexperten sprechen sogar schon von einer »zentralen sozialen Frage der Gegenwart«.

Die steigenden Mieten zwingen Menschen, ihre Umgebung zu verlassen. Wer die Hälfte seines Einkommens allein fürs Wohnen ausgeben muss, der kann diesen Zustand nicht lange (aus)halten. In Frankfurt oder Stuttgart muss man für ein 40 bis 60-Quadratmeter-Appartment schon mehr als 1000 Euro auf den Tisch legen, und in München noch deutlich mehr. Berlin, auf Platz sechs der teuersten Mietpreise, beklagt sich seit 2008 über den rasantesten Preisanstieg aller Städte.
Vor allem die Neuvermietungen gehen in den Preisen durch die Decke. Wer in den Mietpreisbrennpunkten bereits wohnt, gibt seine Wohnung freiwillig nicht auf.

In der Folge bleiben viele ältere Menschen nach Auszug der Kinder oder dem Tod des Partners in ihren mittlerweile viel zu groß dimensionierten Wohnungen. Durch die Bestandsmiete sind sie weitaus günstiger als eine neu zu mietende kleinere Wohnung wäre. Auch das verringert das Angebot an verfügbarem Wohnraum gerade für Familien.

 

Die Preise steigen ungebremst weiter

In den Top-7-Metropolen konkurrieren jedes Jahr Tausende neu zuziehender Bürger mit den Alteinwohnern um das knappe Gut Wohnraum.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht bis 2025 von einer anhaltenden Marktanspannung in den Städten und ebenso in den Regionen Schwaben, Oberbayern, Rhein-Main und Rhein-Neckar aus.

Und auch die Kaufpreise gehen weiter ungebremst nach oben. Der Bulwiengesa-Immobilienindex verzeichnet seit 14 Jahren in Folge steigende Kaufpreise. Die Bundesbank spricht von Werten »deutlich über dem Niveau, das durch die längerfristigen wirtschaftlichen und demografischen Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint«.

 

Schuld ist die private Wohnungswirtschaft?

Die Verantwortlichen für den fatalen Boom sind in der öffentlichen Meinung längst ausgemacht und verurteilt: Der Schurke im Spiel ist die private Wohnungswirtschaft.
Aber darf man das tatsächlich so pauschal behaupten? Sind alle Vermieter durch die Bank geldgierige Raffzähne ohne Moral?

  • Die solide Basis: Die Kleinvermieter
    Zwei Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland, etwa 24 Millionen, gehören Kleinvermietern (das sind ca. vier Wohnungen pro Eigentümer). Diese Vermieter legen in der Regel größeren Wert auf solide und langfristige Mieter als auf den schnellen Gewinn.
  • Die »Kapitalisten«: Wohnungsunternehmen
    Als Unternehmer wollen sie Gewinne erzielen und auch an ihre Aktionäre ausschütten. Deshalb erhöhen sie häufiger die Miete.
    Man darf aber nicht vergessen, dass Wohnungsunternehmen auch investieren - ein Großteil der Gewinne geht in die Umwandlung von Fünfziger- und Sechziger-Jahre-Bauten in einen zeitgemäßen und höherwertigen Wohnraum.
  • Die Schurken: Im rechtlichen Aus
    Natürlich gibt es die schwarzen Schafe, sowohl bei den Kleinvermietern als auch bei den großen Gesellschaften. Hier werden Reparaturen verzögert, dafür wird teuer modernisiert und das den Mietern aufs Auge gedrückt, oder die lästigen Altmieter werden durch solche Maßnahmen vertrieben. Solche Praktiken überschreiten teilweise die rechtlichen Grenzen.

Berliner Mieten: Vom Dorf zur Hauptstadt

Berlin ist der Hauptaustragungsort des Mietenkriegs.
In der vergangenen Dekade stiegen die Berliner Mieten um nahezu 90 Prozent. Diesen wirklich krassen Anstieg erklärt der Ökonom Harald Simons, Vorstandsmitglied bei Empirica, damit, dass die Mieten noch vor zehn Jahren auf »dörflichem Niveau« lagen. Seitdem ist die Nachfrage stark gestiegen, stärker als das Angebot, denn die Wirtschaft in der Hauptstadt wächst weitaus schneller als der Bundesdurchschnitt. In der Folge entstehen Arbeitsplätze, die neue Boomtown zieht vermehrt Menschen an, und das alles bringt letztlich auch Mietsteigerungen mit sich, vor allem bei den Neumieten.
Aber der interessante Markt zieht eben auch Investoren an, die sich beispielsweise beim Bau von Wohnungen engagieren.

 

Wie »schuldig« ist die Deutsche Wohnen?

Auf ihr entlädt sich der Zorn der Protestierenden. Aber tatsächlich ist der Immobiliengigant kein solcher Superschurke. Laut Forschungsinstitut Empirica verlangte die Deutsche Wohnen im vergangenen Jahr im Schnitt 6,71 Euro pro Quadratmeter (2017 waren es 6,57 Euro). Die städtischen Wohnungsunternehmen lagen mit 5,98 Euro nur wenig darunter.
Und darüber, inwieweit dieser knappe Abstand mit Lage, Zustand oder Ausstattung der Wohnungen zu tun hat, gibt die Untersuchung keine Hinweise.
Harald Simons gibt überdies zu bedenken, die hohen Gewinne der Deutschen Wohnen im letzten Jahr seien weit überwiegend nur auf dem Papier entstanden, weil die Wohnungsbestände bilanziell höher bewertet wurden. Ob die Deutsche Wohnen dabei übertrieben habe, werde die Zukunft zeigen.
»Die Frage nach Schuld und Sühne ist mir zu katholisch«, sagt Simons.
Von einer Marktmacht der Wohnungsbaugesellschaften könne nicht die Rede sein, da die Deutsche Wohnen gerade mal 6,8 Prozent der Berliner Mietwohnungen besäße und damit keinen nennenswerten Einfluss auf das Mietpreisniveau nehmen könne. Diese Vorstellung nennt Simon »absurd«. Der Wohnungsmarkt sei auf Anbieter- und Nachfrageseite völlig zersplittert, hier herrsche vollständiger Wettbewerb.
Das große Problem seien eher unterlassene Instandsetzungen, die dann über die Modernisierungsumlage auf die Miete umgelegt würden.

 

Vermieter sind rechtlich gebunden

Wer Wohnraum vermietet, ist durch eine Vielzahl von Gesetzen und Gerichtsurteilen gebunden. Man kann beispielsweise einem Mieter nicht einfach so wegen »Eigenbedarf« kündigen, sondern muss detailliert nachweisen, warum man die Wohnung für sich benötigt.
Das Bundesverfassungsgericht erkennt in der »Eigentumsgarantie« des Grundgesetzes einen Mieterschutz und sprach deshalb 1993 Mietern tatsächlich eine Form von »Besitzrecht« an ihrer Wohnung zu. Die Verfassungsrichter erlauben ausdrücklich eine Deckelung allzu deftiger Mieterhöhungen (Stichwort »Kappungsgrenze«).

 

Mittäter Öffentliche Hand

Man kann also beim besten (oder missgünstigsten) Willen nicht pauschal den bösen Vermietern die Schuld an den Rekordmieten in die Schuhe schieben. Wer tatsächlich kräftig an der Preisschraube dreht, das ist die Politik. In Bund, Ländern, Städten und Gemeinden verteuern sich Immobilien durch immer höhere Steuern. Verzögerte Baugenehmigungen und immer neue Vorschriften treiben die Baukosten in die Höhe, dringend benötigtes Bauland wird zurückgehalten und damit explodieren die Bodenpreise. Und darüber hinaus hat die öffentliche Hand in den letzten Jahren auch noch Hunderttausende von günstigen staatlichen Wohnungen an Privatunternehmen verkauft.

 

Der Kardinalfehler des Staates: Ausverkauf im großen Stil

Zu früh und zu billig verkauft: 33000 Wohneinheiten wurden in Bayern an ein Privatunternehmen verkauft, in Dresden waren es 48000. Nicht zu vergessen der Berliner Immobilien-Wühltisch: Die Baugesellschaft GSW wurde mit 65000 Wohnungen im Jahr 2004 für gerade mal 405 Millionen Euro (plus Schulden) an ein Konsortium verschleudert, und 2013 schluckte dann die Deutsche Wohnen auch noch den GSW-Nachfolger.
An beiden Verkäufen war die Rot-Rot-Regierung der Hauptstadt maßgeblich beteiligt.

Bund, Länder, Kommunen und öffentliche Unternehmen haben in den Jahren zwischen 2000 und 2017 rund 650000 Wohnungen abgestoßen. Niemand aus der Politik kann heute guten Gewissens behaupten, man habe nicht gewusst, dass die neuen Eigentümer mit diesen Immobilien auch Gewinn machen wollen.

 

Der Staat kassiert kräftig

Der Staat macht es ja vor: Er hält gleich mehrfach für Immobilien die Hand auf. Wer ein Haus, ein Grundstück oder eine Wohnung erwirbt, bezahlt als Erstes die Grunderwerbsteuer, und dann jährlich die Grundsteuer - wohlgemerkt aus bereits versteuertem Einkommen.
Die Grundsteuer spülte im Jahr 2018 den Städten und Gemeinden rund 14 Milliarden Euro in die Kassen.

Und da die Kommunen selbst bestimmen dürfen, wie viel sie verlangen, stieg der Hebesatz dann auch seit 2009 im Schnitt von 400 auf 440 Prozent. Experten gehen davon aus, dass die grundsätzlich geldhungrigen Städte in den nächsten Jahren noch weiter zulangen werden.
Als Beispiel wird die stark verschuldete Stadt Offenbach genannt: Sie hat ihren Hebesatz von 600 auf 995 Prozent hochgeschraubt. Und diese steigenden Kosten dürfen Eigentümer auf ihre Mieter umschlagen, womit die Miete dann, kräftig angeschoben vom Staat, weitersteigt.

 

Steuern schlagen zu

Die zurzeit heftig diskutierte Grundsteuer, deren Neuregelung gerade in Arbeit ist, stieg noch freudiger als der Hebesatz. Seit 2006 haben alle Bundesländer die Chance genutzt, die Höhe der Steuer selbst zu bestimmen und taten das auch kräftig: Der Steuersatz wurde von vormals 3,5 Prozent auf bis zu 6,5 Prozent angehoben.
Die Bundesländer genehmigten sich so im Jahr 2018 satte 14 Milliarden Euro (gegenüber 5,3 Milliarden noch im Jahr 2010) - eine Nahezu-Verdreifachung.
Damit profitieren die Länder direkt vom Immobilienboom, denn wer jetzt eine Immobilie für eine halbe Million Euro kauft, zahlt dafür fette 32500 Euro Grunderwerbsteuer (früher 17500 Euro.) Und die Zeche zahlen eben nicht nur die Käufer, sondern über den Anstieg der Kaufnebenkosten auch die Mieter.

 

Entlastung der Käufer und Mieter?

Nicht in Sicht. Die Politik ist nach wie vor sehr umtriebig, wenn es darum geht, das Bauen zu verzögern oder zu verteuern.

  • Preise für Bauland: Rekordhoch
    Seit 2000 hat sich Bauland um 67 Prozent verteuert. Spitzenreiter ist wieder München mit 2419 Euro pro Quadratmeter.
    Ein Grund dafür: Städte und Länder stellen zu wenig Bauland bereit.
  • Neue Vorschriften
    Die Baukosten stiegen zwischen 2000 und 2016 um 45 Prozent - Grund dafür sind verschärfte Vorschriften wie die Energiesparverordnung oder das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz. Das macht das Wohnen teurer.
  • Verschleppte Baugenehmigungen
    Die Kommunen verzögern und verschleppen, wo es geht, Baugenehmigungen dauern viel zu lange. 2000 Wohnungen, die auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Pankower Tor in Berlin entstehen sollten, warten immer noch auf die Genehmigung der Stadt, und das liegt unter anderem am Streit der örtlichen Politiker. Wohnraum schaffen? Ja, gerne. Sobald wir uns geeinigt haben ...
    Und so wurden von ursprünglich von der Bundesregierung geplanten 375000 neuen Wohnungen pro Jahr 2018 gerade mal 300000 tatsächlich gebaut. Zu wenig, um die Notsituation am Wohnungsmarkt zu entschärfen.

 

Katastrophales Verhältnis zwischen Mietern und Vermietern

Diese Schieflage, die sich in den letzten Jahren so eklatant ergeben hat, liegt nicht nur an der angespannten Situation am Wohnungsmarkt. Auch hier hat die Politik kräftig mitgeschaukelt, um den Kahn zum Kentern zu bringen.
Viele neue Regeln, die eigentlich den Mietern helfen sollten, heizen den Streit zwischen Eigentümern und Bewohnern der Immobilien nur kräftig an, seien es nun verschärfte Modernisierungsvorschriften oder die Mietpreisbremse.
Dennoch wollte Katarina Barley das Mietrecht sogar noch weiter zuungunsten der Vermieter verschärfen. Und die Berliner SPD verlangt einen absoluten Mietendeckel für die nächsten fünf Jahre. Eine ähnliche Maßnahme hatte in den Achtzigern dafür gesorgt, dass die Bausubstanz verfiel, weil kaum ein Eigentümer noch in Modernisierungsmaßnahmen investierte.

 

Enteignung, von oben diktierte Mietpreise - Beispiel DDR

Wohnen war in der ehemaligen DDR sicherlich billig, aber dafür verfielen die Häuser. Niemand sanierte Bestandsimmobilien, neue Bauten waren qualitativ schlecht - wie die berüchtigten Marzahner Plattenbauten.
Experten warnen vor ähnlichen Folgen, wenn es auch hier zu Enteignungen käme. Denn wer würde schon Mietwohnungen bauen wollen, wenn er eine Enteignung fürchten muss?
Um genügend Wohnraum zu schaffen, braucht der Staat die Privatwirtschaft. Ein so umfassendes Vorhaben lässt sich nicht stemmen, wenn nicht alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Nach wie vor wächst die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum schneller als das Angebot. Und die Wohnungsknappheit lässt sich nicht von heute auf morgen beseitigen, denn der Weg von der Planung über die Genehmigung bis zum Bau ist zeitintensiv. Daran ändert auch ein Volksentscheid nichts.

 

Preistreiber Grundsteuer

Noch so ein Preistreiber: Die Grundsteuer. Sie fließt in den Säckel der Städte und Gemeinden und wird dort auch dringend benötigt. Das Dumme: Die Daten, nach denen sie erhoben wird, sind heillos veraltet.
Die Politik wurde deshalb vom Verfassungsgericht dazu verdonnert, bis Ende dieses Jahres ein Gesetz vorzulegen, mit dem sich die Immobilien und Grundstücke neu und gerecht bewerten lassen.
Beim aktuellen Entwurf werden die Faktoren Miethöhe, Baujahr des Gebäudes und Bodenwert hierfür herangezogen. Eine Berechnung hiernach ist schwierig und wird auch eher für eine Anhebung der Grundsteuer sorgen - aufgrund der steigenden Mieten.

Es erscheint auch Politikern widersinnig, dass der Staat über die Grundsteuer das Wohnen noch weiter verteuert - denn diese Steuer darf auf die Mieter umgelegt werden.
SPD und Mieterbund wollen deshalb die Grundsteuer allein den Immobilieneigentümern aufbürden. Aber das ist zu kurz gedacht, denn die Vermieter werden dann einfach die erhöhten Kosten bei der nächsten Neuvermietung auf die Miete draufschlagen. Damit steigt der örtliche Mietspiegel und andere Vermieter dürfen ebenfalls mehr verlangen.
Und dagegen hilft dann auch kein Gesetz.

Und wenn die derzeit heftig diskutierte CO2-Steuer kommt, wird auch das Auswirkungen auf die Mietpreise haben, da vor allem die fossilen Brennstoffe hierdurch verteuert würden. Der Verbraucher würde das also direkt an seiner Heizungsrechnung bemerken.

 

Berliner Mietendeckel - Hickhack auf Rotgrün

Der Berliner Senat hat in diesen Tagen einen Gesetzesentwurf beschlossen, nach dem Mieten ab Januar 2020 für fünf Jahre nicht mehr erhöht werden dürften. Dieser Mietpreisdeckel hat nun kurzfristig genau das zur Folge, was er verhindern sollte: Deutliche Mieterhöhungen auf den letzten Drücker. Vor allem private Vermieter nehmen jetzt tatsächlich diesen Notausgang, aufgescheucht vom panischen Aufruf des Berliner Eigentümer-Landesverbands Haus und Grund.

Die großen Wohnungsbaugesellschaften hingegen verlautbaren unisono, keine außerplanmäßigen Mietpreiserhöhungen unternehmen zu wollen. Allerdings beklagt die landeseigene Berliner Wohnungsbaugesellschaft Degewo, durch den Deckel geschätzte 100 Millionen Mindereinnahmen in den nächsten fünf Jahren verkraften zu müssen. Hierunter würden die Investitionen in den Bestand zu leiden haben. Auch die Wohnungsbaugenossenschaften kämen durch den Mietendeckel in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Und deshalb war im Berliner Senat auch zuletzt erneut eine heftige Kontroverse zwischen Rot und Grün um das Konzept ausgebrochen, das nun als Grundlage für ein Landesgesetz beschlossen wurde.

Darüber hinaus ist der Mietpreisdeckel eine unfaire Bevorzugung der Altmieter. Wer eine Wohnung hat, darf sich fünf Jahre lang freuen. In die Röhre schauen Menschen, die neu hinzuziehen oder umziehen möchten, denn ihre Chance, bezahlbaren Wohnraum zu finden, verschlechtert sich durch die neue Regelung. Es werden künftig mit Sicherheit Mietwohnungen vermehrt in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, das Angebot wird weiter sinken und die Qualität der angebotenen Wohnungen ebenso – angepasst an den real sinkenden Mietzins. Eine Spirale nach unten, die wieder diejenigen trifft, denen ja eigentlich geholfen werden sollte.
Ist das dumm und ungerecht? Aber ja.

 

Planwirtschaft 2.0

Die Berliner Linke verkündete über ihre wohnungspolitische Sprecherin stolz ihre „Doppelstrategie“ Deckeln und dann Enteignen. Wenn die Werte der gedeckelten Immobilienfirmen sänken, würde die folgende Enteignung für den Steuerzahler günstiger. Die NZZ verglich das Verhalten mit dem eines Brandstifters, der zuerst einen Dachstuhl anzündet und dann dem entgeisterten Eigentümer erklärt, sein Haus sei ja jetzt weniger wert, was die Entschädigung beträfe.

Und dieses Brandstifter-Verhalten der Politik beschränkt sich nicht auf die Linke.
Wir bezahlen alle derzeit für die Sünden einer verfehlten Wohnungspolitik. Die Politik hat zu einem Zeitpunkt, wo kluges Wirtschaften und Kreativität erforderlich gewesen wären, den einfachsten und kurzsichtigen Ausgang gewählt und sich ihrer Wohnungsbestände entledigt. Und nun, da der Markt boomt, und sich dank der Niedrigzinsphase sogar internationales Kapital für einen der interessantesten Immobilienmärkte der Welt interessiert - da denkt man laut über Enteignung nach. Das sind Vorgänge, wie man sie in Nordkorea vermuten würde, nicht hier bei uns.

Die Neue Zürcher Zeitung nennt das Verhalten des Berliner Senats dann auch spöttisch »Venezolanische Wirtschaft« - wie unter Maduro, der die Inflation in seinem Land zu bekämpfen versucht, indem er den Läden Preiserhöhungen untersagt. Das ist ungefähr so, als würde man den Winter abzusagen versuchen, indem man im Herbst die abgefallenen Blätter wieder an die Bäume klebt.
Ist das verrückt? Aber ja.

 

Alte Fehler neu aufgelegt

Regulierungen, Subventionen, staatliche Planung und Bürokratie ... das alles sind altbekannte Instrumente. Keins davon ist nützlich, wenn es um unternehmerischen Wagemut und Kreativität geht. Die NZZ vergleicht die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik mit dem ökonomischen Planungs- und Lenkungssystem der ehemaligen DDR.
Wir haben dieses Modell ja einige Jahrzehnte lang aus nächster Nähe beobachten dürfen. Planwirtschaft, das Eingreifen des Staates ins Wohn- und Wirtschaftssystem - oder sagen wir präziser »in das Leben der Bürger (und der Anderen)« - hat die Leistungsfähigen in den Westen getrieben und letztlich dazu geführt, dass der Osten Deutschlands ausgeblutet wurde.

Und hier bei uns im Westen? Marode, wirtschaftlich sinnlose Dinosaurier (wie der Steinkohlebergbau) werden mit dem Einsatz von viel staatlichem Geld künstlich am Leben erhalten, ohne der betroffenen Region damit langfristig zu helfen.
Ganz im Gegenteil: Technologischer und gesellschaftlicher Fortschritt wird so ausgebremst bis ausgeschaltet. Und Gewinner sind am Ende immer die, die schon besitzen. Wie eine Wohnung in Berlin.

 

Expertise und Präkognition schlagen dem Wahnsinn ein Schnippchen

Wir schreiben das Jahr 2019 n. Chr. Ganz Deutschland ist von Verrückten besetzt ...
Ganz Deutschland? Nein! Ein von einem unbeugsamen Immobilien-Magier geführter Vertrieb in Baden-Württemberg hört nicht auf, dem Immobilien-Wahnsinn Widerstand zu leisten.
Als nach dem Mauerfall alle nur die Subventionen verkauften, hatte der Immo-Insider als einziger deutscher Vertrieb Wohnimmobilien im Angebot. Die ersten Wachstumsinseln in Potsdam oder Berlin Prenzlauer Berg waren im Portfolio vertreten, später kamen dann Dresden und Leipzig als vielversprechende Wachstumsstandorte hinzu.
Für unsere Anleger hat das bedeutet, dass sie ihr Kapital teilweise verdoppeln und verdreifachen konnten.
Und auch die vorausschauende Einschätzung des Marktes, dass es in Berlin zu Wohnraumknappheit und Preissteigerungen kommen wird, hat unseren Anlegern Erträge eingebracht, die schlicht durch Kenntnis des Marktes, das Wissen um wirtschaftliche Entwicklungen und eine geschickte Strategie möglich gemacht wurden.

 

Schuld sind auf jeden Fall die anderen. Immer.

Und all diese Menschen sollen jetzt für die Unfähigkeit der Berliner Politik bluten müssen? Mit welcher Begründung?
Nein, das wäre tatsächlich ein Skandal. Man muss sich darüber im Klaren sein: Jede, dieser Maßnahmen, ob nun die Mietpreisbremse, der Mietendeckel oder gar die Enteignung verschärft die Probleme nicht nur, sondern sie zerstört unseren Investitionsstandort Deutschland.
Aber ganz klar: Egal, was schiefgeht, schuld sind auf jeden Fall jetzt schon die anderen. Und hier kann dann jeder nach seiner Geisteshaltung, seiner Religion oder seiner Parteizugehörigkeit dann einfüllen: Die Linke, die Rechte, die Grünen, die Roten, die Miethaie, die Bestandswahrer, die EZB, der liebe Gott, Trump, die EU, der Klimawandel.

Suchen Sie sich den passenden Schurken einfach aus.

 

Postskriptum: Analysten sind unbesorgt für den deutschen Immobilienmarkt

Börsenanalysten warnen zwar bereits vor Investitionen in den Berliner Wohnungsmarkt, halten es aber für unwahrscheinlich, dass die Entwicklungen dort auch für das restliche Deutschland Folgen haben werden. Die spezielle Berliner Mentalität und der Versuch der Berliner SPD, einem Absturz in der Wählergunst zu entgehen, seien vor allem treibende Kräfte, die außerhalb Berlins keine so große Bedeutung haben würden.
Man gehe davon aus, dass letztlich weder in Deutschland insgesamt noch in Berlin Mietendeckel oder gar Enteignungen Gesetz werden. Angesichts der gespannten Lage von Angebot und Nachfrage rechnen die Analysten mit einem weiter robusten deutschen Immobilienmarkt, dafür spreche nicht zuletzt auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld.

Amen.

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Gerhard Schaaf
Experte für Immobilien